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Nach der Brustkrebs-OP: Wie es jetzt weitergeht


Nachsorge und psychische Betreuung
Nach der Brustkrebs-OP: Wie geht es jetzt weiter?


Aktualisiert am 22.05.2023Lesedauer: 5 Min.
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Eine Frau trägt eine rosa Schleife auf dem T-Shirt. Sie steht symbolisch für Solidarität mit Brustkrebspatientinnen.Vergrößern des Bildes
Rosa Schleife: Sie steht symbolisch für Solidarität mit Brustkrebspatientinnen. (Quelle: spukkato/getty-images-bilder)

Die Diagnose Brustkrebs kommt meist als Schock. Die Behandlung oder Entfernung des Tumors ist sehr belastend Nach der Akutbehandlung begleiten Sorgen und Ängste das Leben weiter.

Veränderungen im optischen Erscheinungsbild sind für viele Betroffene ebenfalls ein großes Thema – und häufig mit einem Einschnitt in das Selbstbewusstsein verbunden. Worauf sich Frauen mit Brustkrebs einstellen müssen, wo sie Hilfe finden und was sie für sich selbst tun können, um diese schwere Lebenssituation zu meistern.

Was passiert bei der Brustkrebs-OP?

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 70.000 Frauen an einem Mammakarzinom. Ziel der Brustkrebsbehandlung ist es, den Krebs vollständig zu entfernen und das Rückfallrisiko zu senken. Je nach Stadium der Erkrankung gibt es zwei Möglichkeiten, Brustkrebs zu operieren: Entweder kann die Brust erhalten bleiben, oder sie muss entfernt werden (Mastektomie) – mit oder ohne Operation der Achselhöhle.

Nach einer brusterhaltenden Operation raten Fachleute meist zu einer anschließenden Bestrahlung, um mögliche verbliebene Krebszellen zu zerstören. Ergänzend können Medikamente zur Anwendung kommen, beispielsweise in Form einer Chemotherapie, einer Hormontherapie oder einer Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten. Haben die Krebszellen bereits in andere Körperregionen gestreut, muss die Krebstherapie entsprechend ausgeweitet werden.

Brustkrebs – körperlich und seelisch eine Belastung

Nicht nur die Krebsdiagnose, der operative Eingriff, die Nebenwirkungen von Strahlentherapie oder Medikamenten und die Beschwerden, die durch die Erkrankung auftreten, strapazieren die betroffenen Frauen stark. Ebenso belastend sind die Sorgen, die Ängste und die Unsicherheiten, die mit der Krebserkrankung einhergehen. Auch unter den körperlichen Veränderungen leiden viele Frauen sehr.

Vielen fällt es sehr schwer, nach einer Mastektomie mit dem veränderten Aussehen zurechtzukommen und dieses anzunehmen. Auch die Entscheidung zu einem Aufbau der entfernten Brust ist keine einfache und mit weiteren Eingriffen – und Risiken – verbunden. Ein Leben mit einer Brustprothese oder Spezial-BHs kann ebenfalls eine emotionale Herausforderung darstellen. Brustkrebs ist sowohl körperlich als auch psychisch herausfordernd und verändert das Leben der betroffenen Frauen von einem Moment auf den anderen komplett: das Familienleben, die Partnerschaft und auch das Arbeitsleben.

"Die psychische Belastung einer Krebserkrankung ist enorm. Etwa die Hälfte der Brustkrebspatientinnen gibt an, sich psychisch stark belastet zu fühlen. Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickelt eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung, etwa eine Depression oder eine Angststörung", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

Wo finden Patientinnen psychologische Betreuung?

(Quelle: Karina Kircher, Wiesloch)


Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet. Die Expertin steht in engem Kontakt mit Brustkrebspatientinnen.

"Viele betroffene Frauen wünschen den Austausch mit anderen Brustkrebspatientinnen. Es hilft ihnen, mit Menschen über die eigenen Erfahrungen, Sorgen und Ängste zu sprechen, die die gleiche Lebenssituation erlebt haben", sagt Weg-Remers. "Frauen sollten sich nicht scheuen, die möglichen Hilfsangebote anzunehmen. Auch Angehörige können psychoonkologische Betreuung erhalten."

Rehabilitation im Anschluss an das Krankenhaus

Die psychologische Begleitung ist ebenso Teil einer Anschlussheilbehandlung (AHB) oder Anschlussrehabilitation (ARH), die nach der Akutbehandlung in Anspruch genommen werden kann. Meist dauert eine Reha-Maßnahme drei Wochen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt ist eine Rehabilitation oder Kur möglich. Rehabilitationsmaßnahmen können sowohl ambulant als auch stationär stattfinden. Das Ziel ist, den Behandlungserfolg zu sichern, den körperlichen und seelischen Zustand zu verbessern und den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern. Die Rehabilitation ist Bestandteil der Nachsorge.

Eine Rehabilitation wird von der Patientin gemeinsam mit dem behandelnden Arzt beantragt und der Kostenträger, etwa die Rentenversicherung oder die Krankenkasse, muss zustimmen. Adressen von Rehakliniken und Infos zur Antragstellung bekommen betroffene Frauen über ihren Rehabilitationsträger. Der Kliniksozialdienst kann beim Antrag auf eine Rehabilitation unterstützen.

Nachsorge und Betreuung von Brustkrebspatientinnen

Nach der Ersttherapie und der Rehabilitation folgen Nachsorgeuntersuchungen zunächst in kürzeren, später in längeren Abständen. Ein bedeutender Teil der Krebsnachsorge ist es, eventuelle Rückfälle im Bereich der Brust, sogenannte Lokalrezidive, frühzeitig zu erkennen.

"Ebenso wichtig ist es, im Rahmen der Nachsorge Neben- und Nachwirkungen der Behandlung zu lindern. Auch berücksichtigt die Nachsorge psychosoziale und psychoonkologische Aspekte. Das Ziel ist es, die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern – physisch wie auch psychisch", erklärt Weg-Remers. Die Gestaltung der Nachsorge ist abhängig vom individuellen Krankheitsbild und den Bedürfnissen der Patientinnen. So können beispielsweise Patientinnen mit erblichem Brustkrebs die Nachsorge an speziellen Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs durchführen lassen.

Bewegung gegen Müdigkeit und Ängste

Regelmäßige Bewegung spielt für das Wohlbefinden von Krebspatientinnen eine wichtige Rolle. In der Praxis hat sich gezeigt, dass Bewegung starke Müdigkeit (Fatigue), welche die Erkrankung oft begleitet, verbessern kann. Auch Stress, Sorgen und Ängste können durch regelmäßige Bewegung gelindert werden. Bewegung fördert die Bildung körpereigener Glückshormone und unterstützt den Abbau von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol.

Sport in der Gruppe ermöglicht zudem den sozialen Austausch. "Wichtig ist, mit dem behandelnden Arzt abzustimmen, welche Sportart in welcher Intensität und Häufigkeit für die individuelle Situation empfehlenswert ist", sagt die Krebsexpertin. "Überlastungen sollten auf jeden Fall vermieden werden."

Rehakliniken, aber auch viele Sportvereine und Fitnessstudios bieten Gruppentrainings für Krebspatientinnen an. Sie können das Ärzteteam zudem fragen, ob Rehabilitationssport verordnet werden kann. Ebenso können Patientinnen mit ihrer Krankenkasse in Kontakt treten und sich über Sportmöglichkeiten für Krebskranke informieren. "Wer Sportangebote nutzen möchte, auch externe Angebote wie Kurse in einem Fitnessstudio oder Sportverein, sollte zuvor bei der Krankenkasse nachfragen, ob diese die Kosten übernimmt", rät Weg-Remers.

Normalgewicht zur Vorbeugung von Krebs

Zudem fördert Bewegung ein gesundes Gewicht, was als bedeutsam im Rahmen der Krebsnachsorge gilt. Laut aktueller Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms stellt insbesondere Adipositas mit einem BMI über 30 ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung einer Fernmetastasierung innerhalb der ersten zehn Jahre sowie ein erhöhtes Risiko für Tod infolge des Mammakarzinoms nach zehn Jahren dar.

Körperliche Aktivität und ein Köpergewicht im Normalbereich können laut Leitlinie die Lebensqualität im Allgemeinen verbessern und auch die starke Müdigkeit (Fatigue) lindern. Zudem gebe es Hinweise, dass durch Gewichtsreduktion und regelmäßige sportliche Aktivität ein Überlebensvorteil erzielt werden könne.

Entspannungsübungen: Wie Meditation helfen kann

Die Leitlinien kommen zudem zu dem Ergebnis, dass sich Entspannungsverfahren im Rahmen der Therapie als positiv erweisen können. Einige Patientinnen zeigten eine Verbesserung der Lebensqualität durch Meditation. Ebenso gibt es Hinweise auf einen positiven Effekt von leichtem Yoga bei Patientinnen mit Mammakarzinom und Schlafstörungen. Weitere kleinere Untersuchungen konnten eine Verbesserung der Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen durch verschiedene Entspannungsprogramme zeigen.

"Entspannungsverfahren werden beispielsweise in der Rehabilitation angeboten und sollen die Selbstwahrnehmung schulen, die Entspannung fördern, die Krankheitsbewältigung stärken und Beschwerden wie Schlafstörungen und innere Unruhe lindern", sagt Weg-Remers. "Dazu gehören beispielsweise progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training, Meditation, Yoga, Gedankenreisen oder Thai Chi. Wichtig ist, die Entspannungsverfahren unter professioneller Anleitung zu erlernen. So kann körperlicher und psychischer Überforderung vorgebeugt werden."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
  • Psychosoziale Krebsberatungsstellen: Unterstützung, Beratung, Information. Angebot des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: Aufgerufen am 9. August 2021)
  • Interdisziplinäre S3-Leitlinie 032-045OL für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Publiziert unter AWMF online des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement. (Stand: Juni 2021
  • Nachsorge bei Brustkrebs. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 15. Januar 2018)
  • Brustkrebs im frühen Stadium. Online-Information des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. (Stand: April 2019)
  • Operation bei Brustkrebs. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 25 Juli 2017)
  • Brustkrebs. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 12. Juli 2017)
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